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Anlage 2 - Brief Lied Layla

                                    
                                        Anlage 2 zu GD 184/23

An Herrn Oberbürgermeister
Gunter Czisch
Ulm, 18.07.22

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Czisch,
aus den Medien erfuhren wir, dass in Würzburg und Düsseldorf, das
„Ballermannlied“ mit dem Titel „Layla“ wegen des sexistischen Textes, nicht
gespielt werden darf bzw. gespielt werden soll.
Im Frauenforum, das sich am vergangenen Freitag traf, wurde über Ihre
Aussage in einem Interview in der SWP, in dem Sie zu diesem Thema
befragt wurden, diskutiert. Wir als Sprecherinnen wurden beauftragt, Ihnen
den Unmut der vielen anwesenden Frauen über Ihre Ansichten mitzuteilen.
Die Frauen des Ulmer Frauenforums sind enttäuscht über die
Gleichgültigkeit ihres Stadtoberhaupts.
Völliges Unverständnis haben wir für Ihre Aussage: „Ich habe kein
Verständnis für so eine Diskussion.“
Uns geht es nicht darum, den moralischen Zeigefinger zu heben, sondern
um klare gesellschaftliche Grenzen aufzuzeigen. Wir haben den Standpunkt,
dass über sexistische Texte, die Frauen beleidigen, diskutiert werden muss.
Hier erinnern wir daran, dass in unserer Stadt schon seit längerem ein runder
Tisch zum Thema „Menschenhandel / Prostitution“ stattfindet. Im Herbst
2021 wurde sogar die internationale Fachkonferenz "Wege aus
Menschenhandel und sexueller Ausbeutung im Donauraum" in Ulm
abgehalten. Und auf dem diesjährigen Donaufest gab es zahlreiche
Veranstaltungen zum Thema Menschenhandel und Prostitution.
Im Gemeinderat wurde vor ein paar Tagen das Konzept für
„Chancengleichheit und Vielfalt“ von allen demokratischen Parteien am
Ratstisch einstimmig beschlossen. Zudem haben wir ein aktives Ulmer
Bündnis gegen Zwangsprostitution und ein aktives Frauenforum. Auch der
erste Bürgermeister von Ulm hat sich 2021 mit einem Appell an die Politik
klar für die Einführung des "Nordischen Modells" positioniert.
Sie haben nicht die Handhabe, dieses hochgradig sexistische Lied auf Ulmer
Festivitäten zu verbieten. Aber es wäre jedoch sehr wünschenswert, wenn
wichtige Personen des öffentlichen Lebens in dieser Debatte eine klare
Haltung und Stellung beziehen würden. Von Ihnen erwarteten wir, dass Sie,
wenn Sie das Lied nicht verbieten können, wenigstens eine Empfehlung für
die kommenden Festlichkeiten ausgesprochen hätten.
Auch Ihre Aussage: „Kunstfreiheit ist einfach Kunstfreiheit“, werden wir in
diesem Zusammenhang nicht unwidersprochen stehen lassen, wenn die
Kunstfreiheit dazu führt, Menschenrechte in Frage zu stellen.

Geschäftsstelle:
Frauenbüro der Stadt Ulm
Frauenstraße 19
89073 Ulm
Tel.: 0731-161 1061
Fax: 0731-161 1675
Mail: frauenforum@ulm.de

Die Sprecherinnen:
Gülay Kul
Mörikestraße 4
89077 Ulm
Tel. 0176-60417303
guelay.kul@gmx.de
Ditte Endriß
1. Vorsitzende Business and
Professional Women (BPW) Germany Club Ulm e.V.
Grünhofgasse 3
89073 Ulm
Tel. 0152 - 33 72 44 12
d.endriss@bpw-ulm.de
Samira Nakhaeizadeh
An der Caponniere 3
89231 Neu-Ulm
Tel. 0176 82170954
samira.nakhaeizadeh@plusdiversity.de
Sevim Öztürk
Ulmer Straße 55b
89269 Vöhringen
Tel. 0157 - 393 316 33
sevim.oeztuerk@freenetmail.de
Gudrun Schmid
Förderkreis für werdende Mütter
u. Familien in Not e.V.
Bei der Laug 10, 89081 Ulm
Tel. 0731 – 144 14 96
gudrun.schmid.ulm@gmx.de

www.frauenforum-ulm.de

Die SWP zitierte am 16.07.2022 Marina Forell, eine anerkannte
Musikwissenschaftlerin, mit den Worten: „Meiner Meinung nach ist es nicht Cancel
Culture, wenn man versucht, 50 Prozent der Menschheit mit Respekt zu behandeln
und nicht wie ein Stück Fleisch“. Dieser Ansicht schließen wir uns an. Nein, wir
können dieses schlechte Lied nicht verbieten. Aber wir können etwas dafür tun,
dass Schrott in Ulm nicht erwünscht ist.

Wir hoffen, dass wir bei ähnlichen Vorkommnissen von Ihnen als
Stadtoberhaupt Aussagen hören, die 50 Prozent der Stadtbevölkerung
betrifft, nicht beleidigt. In unserer Stadt ist kein Platz für
menschenverachtenden Sexismus!
Wir alle wollen Frieden und Respekt und das setzt den respektvollen Umgang
miteinander voraus. Auf Herabwürdigungen von Frauen, können Übergriffe und
Gewalt folgen. Auch wenn wir etwas nicht verbieten können, können wir Frauen
und Männer, alle Menschen in Ulm, Vorbild sein.
Mit freundlichen Grüßen
die Sprecherinnen des Ulmer Frauenforums

Mit freundlichen Grüßen

Gülay Kul

Ditte Endriß

Sevim Öztürk

Samira Nakhaeizadeh

Gudrun Schmid

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